Interviews
W-R Interview mit den TNA Kommentatoren Nic Heldt & Mike Ritter
Sie sind die deutschsprachigen TNA Wrestling Kommentatoren und Stimmen der wöchentlichen iMPACT! Shows + monatlichen TNA PPV Events auf dem Pay-TV Sender Premiere.
Beide nahmen sich die Zeit und stellten sich den Fragen des Wrestling-Revolution Redakteurs Sascha. Nic Heldt & Mike Ritter äussern sich im exklusiven Online-Interview u.a. über die vergangene WCW Zeit, ihren Kommentatorenstil & den Kritikern, Meinung zu Vince Russo & dem US-Kommentator Don West.
Wir wünschen eine gute Unterhaltung.
Wrestling-Revolution: Hallo Nic, hallo Mike, wie geht es euch?
Nic Heldt: Hallo W-R, und Hallo an alle Leser. Gut geht es uns.
Mike Ritter: Super! Nach der Großveranstaltung Slammiversary (Anmerk: Ist der erste TNA LIVE PPV Event auf Premiere Direkt gewesen) auch kein Wunder – ich denke, wir haben tolle Matches gesehen!
W-R: Seit einiger Zeit läuft auf PREMIERE neben der WWE nun auch TNA, wie ist die Resonanz bisher?
Heldt / Ritter : Das Feedback bisher ist wirklich sehr positiv. Es ist eben ein alternatives Produkt zu dem, was die WWE macht. TNA macht vieles anders, und, wie wir finden auch eine ganze Menge besser!
W-R: Ihr habt beide früher die WCW kommentiert, was denkt man darüber, wenn man das damals führende amerikanische Wrestling Produkt in Deutschland repräsentieren darf?
Nic: Repräsentieren klingt so ein bisschen nach Queen und huldvoll winken. Wir haben echt geackert. Und es hat Spaß gemacht. Was heute als „normal“ gilt, war damals in vielerlei Hinsicht absolutes Neuland. Viel Überzeugungsarbeit, heute übrigens immer noch, und eine Denke, die ein „geht nicht“ von vorn herein ausschließt.
Mike: Die WCW war für mich von 1998-2002 (wir haben ja noch nach dem offiziellen Ende weiter gemacht und Classics gesendet) ein großer Teil meines Lebens. Nic hat das Produkt in Deutschland ja mit aufgebaut und natürlich waren wir stolz, auch für einige Dinge im Deutschen Wrestling den Weg geebnet zu haben. Man darf nicht vergessen, dass ein Wrestling Pay Per View damals etwas völlig neues war in Deutschland – und wir haben das Konzept mit „Millennium Final“ hier eingeführt. Vielleicht gelingen uns ähnliche Dinge ja erneut.
W-R: Manche Fans fanden euren Kommentatorenstil bei der WCW nicht gut, andere haben es als klugen Schachzug empfunden, dass eure Kommentare von dem im Endstadion schlechten Produkt abgelenkt haben. Wie standet ihr damals zu der Kritik?
Nic: Genau so wie heute. Die „manchen“ wird es immer geben. Mein Credo ist und bleibt: Neue Fans erreicht man nur, wenn man immer und immer wieder mal die Basics erklärt und wenn man fleißig ist. Und ohne neue Fans geht es nun mal nicht. Ein guter Kommentar muss der Handlung dienen und jeden – ganz gleich ob mit Fach-Vorwissen, oder nicht - gut unterhalten. Kommentar = Dienstleistung. Aber bitte auch nicht für dumm verkaufen...Todesfälle nach Sendeplan sind mehr als geschmacklos. Im Übrigen: die wenigsten Kritiker haben sich ja damals getraut, als wir sie eingeladen haben. Eine der rühmlichen Ausnahmen ist ja heute als Herr Wulff bekannt.
Mike: Ich fand und finde das vollkommen in Ordnung. Man kann es nicht jedem Recht machen und ich sah meine Aufgabe immer darin, das Geschehen im Ring gut und vor allem unterhaltsam an die Fans weiterzugeben. Als Kommentator ist man das Bindeglied zwischen der Action im Ring und den Fans vor den Bildschirmen. Als solches muss man halt auch manchmal mehr machen, als bloß zu erklären, was gerade im Ring passiert. Wir hatten immer Spaß bei der Sache – und ich denke, den meisten Fans hat es damals Spaß gemacht, die zwei oder drei Stunden WCW mit uns zu verbringen. Und nach den bisherigen Reaktionen zu urteilen schenken uns die Wrestlingfans auch gerne zwei Stunden ihrer Zeit für TNA iMPACT. Ansonsten gibt es ja jetzt auch die Möglichkeit des Zweikanaltons.
W-R: Nach eurer Tätigkeit für die WCW zu kommentieren, habt ihr das Wrestling weiterhin verfolgt oder habt ihr erst einmal eine Pause gebraucht?
Nic: Ich hab erstmal Abstand genommen und relativ lustlos verfolgt, was aus „meiner“ Liga wurde. Und schließlich gab es „davor“ genau so ein Leben wie „danach“. Wirklich persönliche Kontakte, wie zum Beispiel mit Mike oder Peter sind nie abgebrochen.
Mike: Ich blieb dem Wrestling in vielerlei Form verbunden. Ich war Ringsprecher bei verschiedenen Ligen in Deutschland und Österreich und bin als Ringsprecher und Matchmaker für die PWA (Professional Wrestling Alliance) aktiv. Also meine Liebe zum Wrestling habe ich nie verloren. Und wie Nic schon sagte – die persönlichen Kontakte von damals, die haben gehalten. Man sagt immer, dass man in diesem Business nicht viele echte Freunde findet. Ich bin glücklich, doch zumindest ein paar davon zu haben!
W-R: Habt ihr von anderen deutschen Sendern direkt nach dem Ende der WCW schon Angebote erhalten?
Nic: Nein, denn so etwas wie das WCW/WOW-TV- und Produktionspaket war ja maßgeschneidert. Und eine solche Vielfalt an Programmen konnte ja wohl kaum von dem neuen Quasi-Monopolisten kommen. Ich habe immer auch für andere TV Sender und Produktionsfirmen gearbeitet. Das habe ich natürlich auch nach der WCW gemacht.
Mike: Das Ende der WCW war ja noch nicht das Ende des WOW Teams. Wir haben ja noch ein Jahr lang weiter gemacht und unter anderem WCW Classics gesendet. Danach habe ich erstmal etwas ganz anderes gemacht und bin auf die „andere Seite“ des TV- und Medienbereichs gewechselt. Außerdem habe ich ein paar DVDs für Europäische Wrestling Ligen kommentiert – aber das waren eher Spaß-Projekte. Ein direktes Angebot anderer Sender für eine ähnliche Tätigkeit wie bei der WCW gab es also nicht. Als Autor und Übersetzer habe ich aber im Prinzip dauerhaft für verschiedene TV-Sender gearbeitet.
W-R: Was macht euch mehr Spaß, das Kommentieren von TNA oder damals die WCW zu kommentieren?
Nic: WCW war gestern, war toll – ist aber lange vorbei. Ich lebe im Hier und Jetzt und das heißt TNA! Und natürlich macht es Spaß.
Mike: WCW war toll – TNA ist toll. Momentan haben wir einen Riesenspaß bei den TNA Shows und PPVs und ich hoffe, das merkt man uns auch an!
W-R: Wie ist PREMIERE auf euch zwei als Kommentatoren gekommen und gab es auch noch andere Kandidaten?
Nic: Darüber ist mir nichts bekannt. Ich schätze aber, dass es nach rund 10.000 produzierten Sendestunden, Produktionen in USA und Kanada und den diversen Touren wohl einfach nahe liegend war, mit uns zu reden.
Mike: Ich denke mal, wir waren ja aufgrund der Erfahrung und des Know-how eine recht offensichtliche Wahl. Ob es noch andere Kandidaten gab, weiß ich nicht.
W-R: Wie würdet ihr euren Kommentatorenstil selbst beschreiben?
Nic: Oh, Eigenbeurteilungen haben immer einen Haken. Lieber nicht. Ganz gleich, was wir machen, ich glaube wir machen es dann gut, wenn der Zuschauer darüber die Zeit vergisst.
Mike: Seriöse Unterhaltung mit sportlichem Entertainment? Keine Ahnung, darüber habe ich noch nie nachgedacht.
W-R: Habt ihr Vorschriften von oben, dass das Produkt immer gehypt wird?
Nic: Nein. Und das war im Übrigen noch nie so.
Mike: Wir „verkaufen“ ja gleich zwei Produkte. Zum einen natürlich TNA Wrestling, aber zum anderen natürlich Deutschlands Wrestling Sender Nummer 1 – Premiere. Und ich denke, beide Produkte muss man nicht übertrieben hypen – die Argumente für TNA und Premiere liegen ja auf der Hand.
W-R: Was genau gefällt euch an TNA?
Nic: Alles, bis auf die Tatsache, dass die Kanadier zurzeit kein eigenes Team haben.
Mike: Das Grenzen überschritten werden. Das Motto „Cross the Line“ ist in vielerlei Hinsicht zutreffend. Es wird einfach vieles anders gemacht als anderswo und mit der X-Division, den Knockouts und mit der Mischung aus etablierten Heavyweights wie Booker T, Sting, Kevin Nash oder Kurt Angle, sowie den „Eigengewächsen“ Robert Roode, Samoa Joe, Abyss und so weiter hat TNA vom ersten bis zum letzten Match eine einzigartige Abwechslung im Programm.
W-R: Wer ist für euch der interessanteste Wrestler bei TNA?
Nic: Christian Cage, hat noch jede Menge Chancen. Und Booker ist in alter Verbundenheit für mich immer ein Top-Kandidat. Ich bin gespannt, ob sich Samoa Joe lange auf dem Platz an der Sonne halten kann. Auf eine gewisse Weise ist er ein recht unbekümmerter Champion und das finde ich echt erfrischend.
Mike: Im Moment ganz klar AJ Styles. Der Junge hat’s echt drauf! Und er ist noch jung – ich bin mir sicher, er wird einmal einer der ganz großen!
W-R: Ihr habt beide die Shows von Vince Russo damals miterlebt. Ist sein Stil auch bei TNA eurer Meinung nach klar erkennbar und was haltet ihr generell von Russo?
Nic: Dazu hat Disco doch vor einiger Zeit was gesagt. Warum kann man den Mann nicht einfach seine Arbeit machen lassen. Die „Backstage-Politik“ wird doch nicht von einem einzigen Mann gemacht, der Gottesgleich irgendwelche Entscheidungen trifft. Fernsehen geht nur im Team – und je nach Zusammensetzung des Teams geht es in die eine oder die andere Richtung. Im Übrigen bin ich Russo ewig dafür dankbar, dass die Trennung von GUT und BÖSE langweilig ist. Genau – Wrestling ist genauso vielschichtig, wie alle anderen Beziehungen, die Menschen miteinander haben. Und da gibt es eben Historien, Stimmungen, Gelegenheiten, Frust, überschäumende Freude...
Mike: Russo ist ein Mann, der eine ganze Menge Ahnung vom Wrestling- und dem TV- Geschäft hat. Bei der WCW war er einfach zu einer ungünstigen Zeit am Werk und seitdem ist sein Name mit dem „Untergang“ der WCW verbunden. Das wird ihm aber nicht gerecht. Wenn den Leute bei TNA etwas nicht gefällt, heißt es immer gleich, dass das bestimmt eine Idee von Vince Russo war. Bei wirklich tollen Matches oder Segmenten kommt niemand auf die Idee, dass Russo damit etwas zu tun gehabt hätte. Beides ist allerdings oftmals falsch. Aber es ist eben eine festgefahrene Meinung. Ich denke, Vince Russo kann aber inzwischen ganz gut damit leben.
W-R: Don West, einer der amerikanischen TNA Kommentatoren, ist bekannt für seine übertriebene Art zu kommentieren. Wie findet ihr ihn und gibt es irgendwelche Vorlagen, dass ihr auch alles super darstellen müsst?
Nic: Also Don ist doch Kult. Ich finde seine Art hat schon was von einem Gimmick. Und nur mal so: Das ist körperlich echt anstrengend, was er da macht. Wer schon mal drei Stunden am Stück Vollgas gegeben hat weiß, wie kräftezehrend das ist. Ist mir auf jeden Fall lieber als ein halb-gelangweilter Snob. Und Don ist ja nur die Hälfte des Teams.
Mike: Don West und Mike Tenay kommentieren sehr emotional. Emotionen sind wichtig im Wrestling, insofern finde ich ihren Stil nicht „übertrieben“. Für einen Kommentator ist es nicht das wichtigste, jeden einzelnen Movenamen ganz genau zu kennen. Es nutzt nichts, einen Fachbegriff nach den anderen abzuschießen und dabei vollkommen emotionslos zu sein. Ich finde den Stil der beiden eigentlich ganz unterhaltsam.
W-R: Kurt Angle glaubt fest daran, dass TNA mit der WWE auf Augenmaß ist, glaubt ihr das auch und wenn ja/ nein, warum?
Nic: Kurt hat recht. TNA ist die am schnellsten wachsende Promotion der Welt. In einem Jahr sprechen wir uns wieder, OK?!
Mike: In vielerlei Hinsicht ja. In mancher Hinsicht gibt es noch Aufholbedarf. Aber wir hoffen unseren Teil dazu beitragen zu können, dass es sich bald ändert.
W-R: Abschließend möchte ich mal noch euer Brainstorming überprüfen (zur Info: kurze Antworten, sogar ein Wort nur möglich)
Vince McMahon
Nic: Als ich ihn kennen lernte hat er mich gefragt, ob er mir Kameras für die Liga im Süden leihen soll...
Mike: Seit Jahrzehnten zwischen Genie und Wahnsinn.
Das derzeitige WWE Produkt
Nic: Ist nicht wie TNA.
Mike: Wie immer.
John Cena
Nic: Durchmarsch nach ganz oben.
Mike: Merchandise Maschine.
Das derzeitige TNA Produkt
Nic: Total Nonstop Action. Power ohne Pause.
Mike: Eine echte Alternative!
Premiere
Nic: Der beste Sender der Welt.
Mike Deutschlands Wrestlingsender Nummer 1
Carsten Schaefer
Mike: Kommentator und Redakteur der deutschen WWE Sendungen.
W-R: Vielen Dank für das Interview.